Bereichernder Perspektivwechsel für Landtagsabgeordneten Stephan Tiesler im Linimed-Pflegepraktikum in Jena Nord

„Mit der Butter bitte großzügig.“, hört man aus dem Patientenzimmer von Enrico.
Enrico L. spricht gerade mit dem Landtagsabgeordneten Stephan Tiesler, der sein Frühstück vorbereitet, als wir zu ihnen stoßen.

Eine komplette Frühschicht hat Stephan Tiesler, Landtagsabgeordneter des südlichen Saale-Holzland-Kreises, in der Intensivpflege-WG in der Dornburger Straße in Jena Nord mitgearbeitet.

Pflegefachkraft Patricia Bräunlich und Fachbereichsleitung Nancy Thurmann haben den gelernten Diplom-Wirtschaftsinformatiker begleitet und ihm erklärt, worauf es bei der Versorgung schwerstpflegebedürftiger und beatmungspflichtiger Patientinnen und Patienten ankommt.

Wir haben mit Nancy Thurmann und Stephan Tiesler über ihre Erfahrungen am Praktikumstag gesprochen:

Nancy, was macht für Dich einen guten Praktikanten aus? Worauf kommt es in Deinem Beruf an?

Nancy Thurmann: Wichtig ist immer, dass man wissbegierig ist und man Fragen stellt. Man muss ein gewisses Maß an Empathie mitbringen und man darf keine Berührungsängste haben. Pflegefachkräfte sind mehr als „Popoabwischer“, wie es so manches Mal als Vorurteil zu hören ist. Wir sind häufig Vertrauensperson und Familie für unsere Patienten, die wir oft viele Jahre begleiten. Wir tragen viel Verantwortung und möchten unseren Patienten individuell und nach seinen Bedürfnissen versorgen.

Wie ist Dein Eindruck vom „Praktikanten“ Stephan Tiesler?
Nancy Thurmann: Mich hat gefreut, dass er von Anfang an sagte: “Ich mache alles mit“. Egal, ob Frühstücksvorbereitungen oder Umlagern – er hat mit angepackt. Er hatte keine Berührungsängste. Das fand ich gut.

Am ersten Tag im neuen Job sind die meisten Menschen aufgeregt. Sie auch, Herr Tiesler?
Stephan Tiesler: Aufgeregt wäre das falsche Wort. Ich war voller positiver Erwartungen an den heutigen Tag. Ich habe mich auf die neuen Erfahrungen gefreut und mit Menschen 1:1 in Kontakt zu kommen.

Wie lief Ihre Frühschicht ab?
Stephan Tiesler: Ich wurde herzlich durch die Kolleginnen empfangen. Ich habe meine Arbeitskleidung bekommen und konnte dann direkt bei der Übergabe und dem ersten pflegerischen Durchlauf dabei sein. Ich habe mich gefreut, dass ich beim Waschen und Frühstück machen dabei sein konnte. An meinem Praktikumstag wollte ich das Berufsfeld richtig kennenlernen und wirklich hautnah erfahren, was Pflege bedeutet.

Haben Sie so etwas vorher schon einmal gemacht?
Stephan Tiesler: Nein. Das war tatsächlich mein erster Tag in der Pflege. Ich bin zwar selbst in der Feuerwehr und hatte schon Kontakt mit der Erstversorgung von Patienten, aber die heutige Erfahrung in der Intensivpflege ist natürlich noch einmal eine ganz Neue und wenig vergleichbar.

Was nehmen Sie aus dem heutigen Tag mit?
Stephan Tiesler: Es ist das Eine über die Pflegesituation zu hören oder zu reden. Die Praktik hautnah zu erleben, ist eine ganz andere Erfahrung. Selbst am Bett zu stehen, die Verantwortung für den Gesundheitszustands des Menschen, der vor einem liegt zu spüren, ist eine andere Hausnummer. Ich habe höchsten Respekt vor dem Team hier vor Ort. Man hört immer „Pflege ist ein herausfordernder Job.“ Was das wirklich körperlich und emotional bedeutet, weiß man erst wirklich, wenn man hier am Bett steht. Davor habe ich große Hochachtung.

Nancy, würden Sie sich über eine Wiederholung freuen?
Nancy Thurmann: Absolut. Gerne mehr, gerne öfter, gerne länger. Wir freuen uns immer über tatkräftige Unterstützung.

Und Sie, Herr Tiesler?
Stephan Tiesler: Diese Schicht mitzulaufen, war für mich eine großartige Erfahrung und ein toller Einblick in die Pflegebranche. Bei einem solchen sympathischen Team kann man sich immer ein Wiedersehen vorstellen. ?