In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der von uns versorgten Klienten rapide zugenommen, bei denen multiresistente Erreger z.B. MRSA diagnostiziert worden sind. Damit Sie künftig wissen, wie Sie sicherer mit diesem Krankheitsbild umgehen können, hat unsere Hygienebeauftragte Nadine von Ende die wichtigsten Informationen für Sie zusammengefasst.
WISSENSWERTES ÜBER MRE - MULTIRESISTENTE ERREGER
Multiresistenz bedeutet eine Mehrfachunempfindlichkeit der Erreger (Bakterien oder Viren) gegen fast alle Antibiotika, Virostatika sowie Umwelteinflüssen (Hitze, Trockenheit, Nährstoffmangel). Es kann zu vorübergehenden und unbemerkten Besiedelungen kommen.
Die Erreger werden dabei in zwei große Gruppen eingeteilt: in Gram positive und Gram negative Erreger. Sie unterscheiden sich im Zellaufbau. Gram positive Erreger haben nur eine Zellmembran, wodurch applizierte Medikamente gut in die Zelle gelangen können und wir gute Behandlungsmöglichkeiten haben. Gram negative Erreger haben zwei Zellmembranen. Die äußere beinhaltet Stoffe, welche zur Zellstabilität beiträgt und damit resistent gegen Antibiotika ist.
Zu den Gram positiven Erregern gehören Staphylokokken (z. B. MRSA, MRSE), Enterokokken (z. B. VRE) und sporenbildende Erreger (z. B. Clostridien). Zu den Gram negativen Erregern zählen beispielsweise ESBL- und MRGN-Erreger.
Multiresistente Erreger sind überall weltweit verbreitet. Auf Menschen, auf Tieren, in der Umwelt und in Lebensmitteln. Die Infektionsquellen sind in der Regel über die Haut, die Schleimhäute, alle Sekrete u. Ausscheidungen, kontaminierte Gegenstände und Flächen sowie über Tiere und deren Ausscheidungen. Der Übertragungsweg ist über den direkten Kontakt mit den Erregern, also fäkal-oral und über die Luft sowie über den indirekten Kontakt (unbelebte Flächen, Gegenstände) gegeben. Die Überlebensdauer der Erreger kann dabei von Tagen, über Monate bis Jahren reichen.
SYMPTOME
Ist ein Mensch mit multiresistenten Erregen befallen, zeigt sich die u. a. durch unspezifische Anzeichen einer Entzündung, plötzlichen Infektionen, langanhaltenden Wundheilungsstörungen und münden schlimmstenfalls in einer Sepsis. Inkubationszeit nach einer Ansteckung mit multiresistenten Erregern erstreckt sich, in Abhängigkeit der Erregerart, von Stunden oder Tagen bis hin zu Monaten.
THERAPIE UND PFLEGEMASSNAHMEN
Der Klient sollte, je nach Erregerart, isoliert werden, um andere immungeschwächte Klienten oder im Haushalt lebende Angehörige (z. B. Säuglinge und Kleinkinder) nicht anzustecken.
Für die Mitarbeiter der Pflege, Hauswirtschaft und Betreuung gelten dabei die Standardhygienemaßnahmen gemäß unseres Hygieneplanes und dem dazugehörigen Reinigungs- und Desinfektionsplan. Bei allen Pflegemaßnahmen, von denen eine direkte Übertragungsgefahr ausgeht, sollten ein Schutzkittel, ein Mund-Nasen-Schutz und Handschuhe getragen werden. Die tägliche Flächen-, Fußboden- und Schlussdesinfektion erfolgt mit den gelisteten Reinigungs- und Desinfektionsmitteln Biguanid Fläche N® bzw. Kohrsolin ® extra. Die Wäsche sollte in geschlossenen Systemen transportiert und möglichst desinfizierend, zumindest aber getrennt von Kleidungsstücken anderer im Haushalt lebender Personen, gereinigt werden. Das Geschirr sollte, soweit möglich, im Zimmer bzw. Appartement abgespült bzw. ebenfalls in einem geschlossenen Behältnis vom Klienten zum Geschirrspüler transportiert werden. Der anfallende Müll kann in dicht verschlossenen Säcken in den Hausmüll gegeben werden.
PFLEGEBERATUNG
Die eingeleiteten Schutz- und Pflegemaßnahmen sind für unsere Klienten und deren Angehörige oftmals nicht sofort nachvollziehbar und können auf starke Ablehnung stoßen. Eine umfangreiche Aufklärung und Pflegeberatung ist deshalb sehr wichtig. Erklären Sie den von Ihnen versorgten Klienten und deren Angehörigen deshalb detailliert, weshalb Sie die umfangreichen Schutz- und Pflegemaßnahmen durchführen! Es ist ebenso wichtig, die besprochenen Themen im Rahmen einer Pflegeberatung zu verschriftlichen. Besteht eine akute Ansteckungsgefahr, sollten die Angehörigen ebenfalls Schutzkittel, einen Mund-Nasen-Schutz sowie Einmalhandschuhe tragen und über eine richtige Händedesinfektion aufgeklärt werden.
Quellen:
RKI-Ratgeber für Ärzte (2009)
ht tp://www.rki.de/DE/Content/Infekt/ EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Staphylokokken_MRSA.html
MRE Netzwerk Thüringen
Hygienemaßnahmen bei Infektionen und Kolonisationen mit MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) und anderen MRE (Multiresistente Erreger) in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Stand: Juli 2013
MRSA – eine unsichtbare Gefahr. 2009 Nadine von Ende
MRE Multiresistente Erreger. 2014 Nadine von Ende
Lexikon der Biologie: http://www.spektrum. de/lexikon/biologie/lipopolysaccharid/39561